Heuschnupfen: Was hilft wirklich gegen die Pollenallergie? Die Symptome (2024)

Ruhrgebiet. Pollenzeit ist Heuschnupfenzeit! Was hilft, welche Symptome die Allergie hat und viele andere Fragen: Hier die wichtigsten Antworten.

  • Pollensaison in NRW: Für Millionen Menschen eine qualvolle Zeit im Jahr.
  • Woran erkennt man, dass man Heuschnupfen hat? Und was hilft kurz- oder langfristig?
  • Die wichtigsten Antworten auf die häufigsten Fragen, hier im Überblick.

Ulme, Esche,Roggen, Birkeoder Pappel - Pollenkalender zeigen Betroffenen, wann sie mit welchen Gräsern und Pollen rechnen müssen. Millionen Menschen reagieren auf die fliegenden Reize allergisch. Sie niesen, schniefen, japsen und leiden beim Kontakt mit diesen klitzekleinen Blütenstaub-Körnchen.

Ist das Kitzeln in der Nase schon ein Heuschnupfen? Wie kommt es überhaupt dazu? Und gibt es wirksame Mittel oder Therapien dagegen? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema „Heuschnupfen“.

Heuschnupfen: Was hilft wirklich gegen die Pollenallergie? Die Symptome (1)

Die wichtigsten Fakten:

  • 15 Prozent aller Erwachsene leiden an Heuschnupfen
  • 30 Prozent bekommen in der Folge Asthma
  • 50 Prozent entwickeln Kreuzallergien

Was genau ist Heuschnupfen?

Heuschnupfen ist eine Reaktion der körpereigenen Immunabwehr auf an sich harmlose Blütenstaub-Pollen. Fachleute sprechen von einer „Allergie vom Soforttyp“, der eine entsprechende „Sensibilisierung“ des Immunsystems folgt. Nach dem ersten Kontakt mit dem Allergen bildet es sogenannte IgE-Antikörper, die sich bei einem erneuten Kontakt an sogenannte Mastzellen binden. Diese schütten Entzündungsbotenstoffe (Histamin u.a.) aus, die Beschwerden verursachen können.

Welche Pollen sind Auslöser der Allergie?

Die Liste reicht von Ambrosia bis Weide – und ist ordentlich lang. Gräser (daher: Heuschnupfen!), Getreide und frühblühende Bäume gehören dazu.

Wie viele Menschen sind betroffen?

Laut Techniker Krankenkasse leiden rund 15 Prozent der Erwachsenen in Deutschland an Heuschnupfen: „Rhinokonjunktivitis allergica“ oder „Pollinosis“. Prof. Heinrich Dickel, Allergologe am Katholischen Klinikum Bochum der Ruhr-Universität, hat es in der Hautklinik des KKB zu Stoßzeiten mit bis zu 80 Patienten monatlich zu tun. „Und es werden stetig mehr“, sagt er. „In den letzten zwei, drei Jahren sind wir auf konstant hohem Niveau.“

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Wann beginnt die Saison?

Immer früher. „Üblicherweise startet der Pollenflug mit dem Februar“, erläutert Dickel. „Mittlerweile sehen wir, dem Klimawandel geschuldet, die ersten Beschwerden aber schon im Januar, wenn nicht früher. In dieser Saison ging es im November/Dezember los.“ Die Saison beginne zudem nicht nur früher, sie dauere auch länger. Heute, erklärte der Vizepräsident des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen, Prof. Thomas Fuchs, Anfang März in einem Interview, erstrecke sich die Erkrankung „oftmals sogar über das ganze Jahr“.

Was sind die typischen Symptome?

Es juckt: in der Nase, am Gaumen, in den Ohren. Das kann so schlimm werden, weiß Allergologe Dickel, dass es nachhaltig den Schlaf stört. Weitere „klassische“ Beschwerden: laufende Nase, gerötete, geschwollene oder tränende Augen und Niesattacken. Betroffene können sich zudem schlapp und müde fühlen; Mühe haben, sich zu konzentrieren. Auch Husten, Atemnot oder Quaddelbildung im Gesicht sowie Magen-Darmbeschwerden oder Kopfschmerzen seien mögliche Symptome einer Pollen-Allergie, so die Techniker Krankenkasse.

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Was passiert, wenn ein Heuschnupfen unbehandelt bleibt?

Knapp ein Drittel der Betroffenen entwickelt im Verlauf der Erkrankung ein allergisches Asthma bronchiale, belegen Zahlen der Techniker Krankenkasse – mit Husten, Luftnot und Atemgeräuschen. Bei „ignorierter, fortgesetzter Exposition den Allergenen gegenüber“ bestehe die Gefahr, dass sich die Allergie „aufschaukele“, warnt auch Experte Dickel. Das heißt: Wer mit Heuschnupfen auf bestimmte Pollen reagiert, aber nichts dagegen unternimmt, riskiert, dass seine Erkrankung chronisch wird und immer schlimmer: Die Entzündungen setzen sich immer tiefer fest, wandern von der Nase bis in die Lungen hinein und verursachen so asthmatische Beschwerden, das sogenannte allergische Asthma. „Deshalb sollte man Heuschnupfen ernst nehmen. Fragen Sie mal einen Asthmatiker, wie stark ihn seine Erkrankung einschränkt, welche Medikamente er nehmen muss...“, erklärt Dickel.

Was hilft akut?

Bei einem Allergologen die Sache abklären lassen. Dann: kortisonhaltige Nasentropfen, Antihistaminika oder eine Kombination aus beidem, sagt der Bochumer Fachmann, „und natürlich: Allergen-Karenz!“ Sich fernzuhalten von Pollen, auf die man allergisch reagiert, ist allerdings leichter gesagt als getan. Das weiß auch der Arzt. Er betont sogar, dass das nicht dazu führen dürfe, dass jemand mit Heuschnupfen nicht mehr am normalen Leben teilnehme, „dass er den ungelüfteten Raum nie mehr verlässt“.

Was aber schon helfe, sei: „Haarewaschen vor dem Schlafengehen“, oder „Lüften, wenn es passt“, also wenn die Pollen gerade nicht fliegen. In der Stadt ist das üblicherweise am frühen Morgen so, auf dem Land eher abends, oder bei Windstille und kurz nach dem Regen. Lesen Sie hier: Heuschnupfen? 9 Fragen zu Allergie-Medikamenten

Dickel kennt die Vorbehalte gegenüber Kortison und Antihistaminika, setzt dennoch darauf. Denn Kortison, erläutert der Fachmann, habe, wenn es zeitlich und lokal begrenzt angewendet werden, „keine ernsten Nebenwirkungen“.

Antihistaminika zu nehmen, scheut sich mancher, weil er fürchtet, sie machten müde. Die erste Generation dieses Medikament hatte tatsächlich „sedierende Wirkung“, für die heute erhältlichen träfe das aber nicht mehr zu, sagt Dickel. „In Einzelfällen können Antihistaminika müde machen, aber das ist nicht mehr relevant. Dann steigen Sie einfach auf ein anderes Präparat um.“

Was hilft langfristig?

Hat der Allergologe bestimmte Pollen als Hauptauslöser für die Allergie identifiziert, kann man über eine spezifische Immuntherapie nachdenken, die sogenannte „Hyposensibilisierung“. Sie zaubere die Allergie nicht weg, räumt Dickel ein. „Aber sie trainiert das Immunsystem so, dass es lernt, sie zu tolerieren.“ Die Therapie gehe in der Regel über drei Jahre, „aber die meisten merken schon nach ein, zwei Jahren, dass es besser wird, sie beispielsweise kaum noch Medikamente brauchen.“

„Die meisten merken schon nach ein, zwei Jahren, dass es besser wird, sie beispielsweise kaum noch Medikamente brauchen.“

Zwei solcher Therapien sind derzeit für die Hyposensibilisierung zugelassen: Bei der subkutanen spezifischen Immuntherapie (SCIT) spritzt der Arzt dem Patienten über drei Jahre lang einmal im Monat das Allergen unter die Haut. Bei der sublingualen spezifischen Immuntherapie (SLIT) sind es Tropfen oder Tabletten, die der Patient sich selbst täglich unter die Zunge legt, die helfen sollen. Beide Formen der Hyposensibilisierung seien „sehr erfolgreich“, sagt Dickel, insbesondere bei Hasel, Erle, Birke, Gräsern und Roggen.

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Was ist von alternativen Heilmethoden zu halten?

Auch mit Akupunktur machen Betroffene gute Erfahrungen. „Die Evidenz, dass sie wirkt, ist deutlich geringer“, so Dickel, der „Schulmediziner“. „Aber wer hilft, hat Recht. Der Patient mag es ausprobieren.“

Wer hilft?

Allergologen. Zu finden sind Ärzte mit dieser Zusatzqualifikation meist unter den Haut-, HNO-, Lungen- und Kinderärzten vor Ort. „Wir sind inzwischen so aufgestellt, dass wir die Beschwerdelast deutlich mindern können“, glaubt Dickel. Der Allergologe erhebt zunächst die Krankengeschichte, nimmt dem Patienten dann Blut ab und macht gegebenenfalls einen „Prick-Test“, um die Allergie auslösenden Pollen exakt zu identifizieren.

Kann man Heuschnupfen heilen?

Leider nein. Eine Pollenallergie sei auch nach einer Hyposensibilisierung nicht „weg“, sie werde nie wieder völlig verschwinden. „Aber man kann lernen, mit der Zeit besser damit umzugehen“, betont der Bochumer Fachmann. Möglich sei auch ein „phasischer Verlauf: ausgeprägter in dem einen Jahr, kaum bemerkt im nächsten“.

„Tatsächlich ist eine Erstdiagnose von Heuschnupfen mit 75 eher eine Seltenheit.“

Schützt Alter vor Allergien?

Leider nein. Das Gegenteil ist eher der Fall. Es sei sogar „das Wesen der Allergie, dass die Wahrscheinlichkeit einer Manifestation mit der Dauer der Expositionszeit zunimmt“, erläutert Dickel. Also: Je länger es jemand mit Pollen zu tun hat, desto wahrscheinlicher wird er allergisch auf sie reagieren. „Tatsächlich“, beruhigt Dickel, „ist eine Erstdiagnose von Heuschnupfen mit 75 eher eine Seltenheit.“

Was versteht man unter Kreuzallergien?

Mehr als die Hälfte der Pollen-Allergiker ist laut Techniker Krankenkasse zudem überempfindlich gegenüber bestimmten pflanzlichen Nahrungsmitteln: Gemüsen, Obst oder Nüssen. Wer auf Birkenpollen reagiert, verträgt unter Umständen keine grünen Äpfel mehr; ein Beifuß-Allergiker keine Karotten oder Sellerie. Diese Nahrungsmittelallergie nennt man Kreuzallergie.

Kann man Heuschnupfen vorbeugen?

Babys, die wenigstens die ersten vier Monate ihres Lebens lang gestillt werden, haben laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ein deutlich geringeres Risiko als andere, eine Allergie zu entwickeln. Selbst wenn sie genetisch vorbelastet sind, die Eltern also selbst Allergiker sind. Rauchende Eltern erhöhen das Risiko dagegen.

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